Wir sind am Flughafen von Göteborg und warten auf unseren Flug nach Zürich.
Gestern Abend haben wir das Ende unserer diesjährigen Segelreise gefeiert – mit einem großen Menu und Premiumweinbegleitung im Michelinstern ausgezeichneten SK Mat & Människor.
Anfang Mai sind wir in Bergen gestartet und mit einem ungewöhnlich schönen Sommeranfang bis hoch zum Nordkapp gesegelt und leider auch viel motort.
Wir wollten relativ früh nach Spitzbergen um genügend Zeit für die Nordküste zu haben. Das ist uns gut gelungen mit einmalig schönen Segelabenteuern und gigantischen Naturerlebnissen.
Tatsächlich waren dieses Jahr nur wenige private Segelschiffe unterwegs und auch von denen fast keine mit einer 2er Crew. Wir waren praktisch komplett auf uns allein gestellt – kein Austausch von Erfahrung, keine Wetterbesprechungen.
Im Gegensatz zum letzten Jahr hat uns das Wetter in Spitzbergen und auch später in Norwegen nicht begeistert. Es war kalt, meist zwischen 0-5°, nebelig und es regnete/schneite häufig.
Der Rückweg, wieder entlang der norwegischen Ostküste, war schwierig. Bereits in Spitzbergen mussten wir 2 Wochen auf ein geeignetes Wetterfenster für die Überfahrt der Barentsee warten. Es wurde auch entlang der Küste nicht besser. Es kamen dauernd Starkwinde, meist sogar Stürme aus dem Süden hoch, genau auf unseren Bug. All das begleitet von heftigem Dauerregen. So hatten wir immer wieder mehrere Tage Wartezeiten bis sich ein, in der Regel sehr kurzes Wetterfenster, auftat. Oft nutzen wir dann auch die Nacht (die wir erst wieder kennenlernen mussten) um weiter nach Süden zu kommen.
Aber, wir haben es ohne Probleme geschafft. Vor 3 Tagen kamen wir nördlich von Göteborg auf der Insel Orust an. Hier war auch unser Start im Mai 2014 in der Weft von Hallberg Rassy wo die Saphir gebaut wurde. Über 35.000 Meilen (=63.000 km) sind wir seither gesegelt (Ostsee, Nordsee; Biskaya, Mittelmeer, Atlantik, Karibik, Amerikanische Ostküste, Nova Scotia, Neufundland, Labrador, Grönland, Island, Farö, Schottland, Norwegen und zweimal Spitzbergen).
Nach drei Jahren in der Kälte freuen wir uns nun auf etwas gemäßigtere Temperaturen. In Göteborg hat es derzeit 25°+. Diese Hitze müssen wir erst wieder gewöhnt werden.
Und für nächstes Jahr planen wir einen großen Ostsee-Törn.
Am 14. Juli sind wir wieder zurück in Longyearbyen, der „Hauptstadt“ von Spitzbergen/Svalbard. Eigentlich könnten wir jetzt zurücksegeln auf das norwegische Festland. Wir bräuchten nur ein geeignetes Wetterfenster durch die Barentssee, auch nördliches Eismeer genannt.
Tatsächlich dauert es bis zum 1. August bis wir endlich loskommen. Vorher gibt es entweder Starkwind von der falschen Seite oder zu lange windlose Zeiten. In Longyearbyen bleibt es kalt (ca. 5°C) und meist regnerisch. Wir sehnen uns nach t-Shirt-Wärme.
Am Ende haben wir eine schöne Überfahrt mit meist günstigem Wind, einigen undurchdringlichen Nebelfeldern, die sich aber gut segeln lassen. Am 4. Tag legen wir um 7 Uhr morgens am Gästepantoon von Andenes an. Ein herrlicher Tag mit blankem Sonnenschein, Temperaturen bis 25° erwarten uns. Zum ersten Mal, seit wir in 2022 Maine/USA verlasen haben, bauen wir das Cockpit-Zelt ab.
Eine ganze wunderbare Woche bleibt das so. Doch, die Sonne kommt, der Wind geht. Bis zu den Lofoten sind wir vor allem unter Motor unterwegs.
Wir streben nach Süden, wollen bis zum 6. September unser Winterlager in der Nähe von Göteborg erreichen – eine Strecke von mehr als 1.600 km.
Seit den Lofoten ist das Wetter nicht mehr auf unserer Seite. Das Cockpitzelt wird wieder in Betrieb genommen. Meist Gegenwind mit viel Regen. Wir haben gehofft, dass wir nochmals ein dreitägiges Wetterfenster bekommen um von den Lofoten auf dem freien Meer nach Süden bis Ålesund zu segeln. Es sollte nicht sein. Stattdessen nehmen wir den geschützten Weg zwischen den Inseln. Einiges unter Motor bzw mit schnell wechselnden Winden zwischen 5-30 kn. Da hat man eigentlich immer die falschen Segel gesetzt.
Wir machen folgende Taktik: das Groß bleibt im ersten Reff und die Genua fahren wir raus und rein, je nach Bedarf. Da sind wir manchmal übertakelt und hängen etwas drin und manchmal untertakelt und kommen nicht schnell voran. Und wenn der Wind mal unter 10 kn geht nehmen wir halt noch den Motor dazu. Das allerdings machen wir nicht gerne. Das ist albern.
Jetzt hängen wir schon seit 15. August in Ålesund und kommen hoffentlich am Dienstagabend weiter. Es stürmt unablässig. Wir müssen wieder 6 Tage warten um das gefährliche Storegat zu umsegeln. Das sind nur 15 Meilen, aber die haben es in sich – Sturm und hohe Wellen.
Unsere Wetterprognose
Das Wetter schlägt keine Kapriolen, es arbeitet beharrlich gegen uns.
Wir merken einmal mehr wie sehr wir Segler vom Wetter abhängig sind. Seit dem 14. Juli sind wir vom ganz hohen Norden wieder zurück in Longyearbyen, dem einzigen stadtähnlichen Ort auf Spitzbergen…und warten auf auf ein Wetterfenster um nach Süden zum norwegischen Festland zu segeln. Bezüglich des Wetters sind wir noch nicht mal besonders anspruchsvoll. Wir hätten gerne eine nördliche Windkomponente, mehr als 10 und weniger als 30 Knoten und das für 3 Tage.
Der norwegische Wetterbericht weigert sich beharrlich längere Prognosen als für 24 Stunden abzugeben, ein deutliches Zeichen, dass jede längere Prognose mit hohen Unsicherheiten verbunden ist. Auch unsere anderen 6 Wettermodelle können sich nicht auf eine einheitliche Meinung einigen.
Unterschiedliche Meinungen zum Wetter
Also weder bei der Windstärke noch bei der -richtung, noch bei der Dauer herrscht Einvernehmen. Vielleicht tut sich zum 3. August ein Fenster auf. Dann hätten wir fast 3 Wochen gewartet.
Wir haben einige zum Teil spektakuläre Eindrücke und Erfahrungen im hohen Norden einsammeln können. Ein Eisbär zu sichten ist großes Glück. Das hatten wir.
Aufregend war unser Ankerabenteuer in Krokvika – eine Bucht wie geschaffen für ein sicheres Ankern…zumindest gemäß Seekarte. Dort wird zwar keine Tiefe mehr angegeben, aber manche sagen, dass dort es überall gut 4m Tiefe gibt.
Ein idealer Ankerplatz?
Wir tasten uns mit der Saphir bei herrlichem Wetter ganz langsam hinein, drehen kleine und größere Runden und tatsächlich, überall 4 m Tiefe. Wir haben 2m Tiefgang. Den Anker werfen wir möglichst tief in der Ausbuchtung hinter der Sandnase und sind gegen alle Winde perfekt geschützt.
Die erste Nacht ist windstill, alles easy. Am Nachmittag des zweiten Tages nimmt der Nordwind zu, auf 25 Knoten. Eigentlich kein Problem für unseren 33kg Anker. Doch plötzlich schlägt der Ankeralarm an. Die Saphir wandert aus.
Also ist ein neues Ankermanöver nötig. Das Wetter sieht so aus: 25-30kn Wind, Temperatur um die Null Grad, strömender Regen.
Als der Anker hochkommt, hängt ein riesiger Klumpen Seegras dran. Kein Wunder also, dass der Anker sich nicht eingraben konnte. Wir machen 3 Versuche. Dann geben wir auf. Es gibt keine Stelle ohne Seegras und den Grund sieht man eh nicht. Wir „tuckern“ zu einem anderen Platz. Dort liegen wir tatsächlich sicher. Nachtessen in Ruhe nach Mitternacht.
Am nächsten Tag werden wir mit schönem Wetter belohnt und können bis zum unserem Umkehrpunkt der Reise vorstoßen. Einer der größten Gletscher: der Monacobreen. Er zeigt sich in unserer ganzen Schönheit.
iPhone Fotos können nicht alles zeigen
Gleichzeitig kündigt der Wetterbericht anhaltende starke Südwinde an. Nicht gut für unsere Reisepläne. Wir entschließen uns, die Rückreise bis Longyearbyen mit nur einem „Nacht“-Stopp durchzuführen. Wir kommen bis Ny Alesund, der kleinen Wissenschaftsniederlassung und warten dort wieder auf bessere Winde und erreichen Longyearbyen am 14. Juli.
Seither sind wir im großen Isfjord unterwegs und erkunden noch eine ganze Reihe von kleinen Nebenfjorden. Jedes einzelne ist spektakulär und bietet tolle Ankerplätze.
Unglaubliches Glück hatten wir als in eine Schule von mehr als 60 Belugawalen um die Saphir gerieten. Wahnsinn!
Nur ein kleiner Eindruck
Und nun hoffen wir auf ein kleines Wetterfenster um nach Süden zu segeln. 2.500 km sind es noch bis Oslo. Wir haben noch 7 Wochen dafür.
Es ist doch einige Zeit vergangen seit dem letzten Post. Wir sind zu beschäftigt mit den vielen Eindrücke und ebenso mit den dauernden Videokonferenzen mit der Firma zuhause.
Zwischenzeitlich sind wir nur noch 20 Seemeilen von unserem Umkehrpunkt entfernt: dem Monacobre, einem der angeblich schönsten Gletscher von Spitzbergen. Wir werden ihn hoffentlich mit etwas Sonne genießen können. Aber die Wetterprognosen sind nicht so richtig positiv.
Dafür war die ganze Zeit bis zum Nordkapp herrlich. Wir hatten unerwartet viele norwegische Sommertage, durchaus mit T-Shirt (auch um Mitternacht).
Von Ålesund zum Monacobre
Ein Großteil der Strecke bis Tromsø kannten wir schon. Das restliche Festland bis zum Nordkapp war Neuland.
Wir hatten eine Bilderbuch-Überfahrt nach Spitzbergen. Ein geniales Wetterfenster mit Wind aus der richtigen Richtung bis 25 kn und erträglicher Welle. Schneller als erwartet kamen wir in Longyearbyen an. Diese kleine Stadt genossen wir ein wenig, denn seit Tromsø gab es nur ein paar winzige Fischerdörfchen.
Sogar ein sehr gutes Restaurant gibt es dort. 12 Gänge zum Hochzeitstag vom allerfeinsten.
Dann Großeinkauf, denn die kommenden 4 Wochen sollten wir keine Zivilisation mehr sehen. Wir waren dreimal im Supermarkt. Die größte Fuhre mit dem Taxi zur Marina.
Es sind noch keine Yachten in unserer Größe unterwegs. Insgesamt deutlich weniger als im letzten Jahr. Um Umkreis von 20-40 km gibt es 3-4 gewerbliche Schiffe, die meist um die 20 Gäste an Bord haben. Es ist ein gutes Gefühl nicht vollkommen allein zu sein.
Ny Ålesund bei starkem Westwind
Einen Supergau erlebte Katrin, als ihr PC gecrashed ist. 3 Tage versuchte sie ihn zu flicken, mit durchwachsenem Erfolg. Er wollte nicht mehr laufen, aber sie konnte alle Daten retten. Dazu muss man wissen, dass wir hier sehr viel arbeiten. Fast jeden Tag Videokonferenzen, manchmal 3 Stück hintereinander. Mit iPads und iPhones arbeiten wir weiter. Und wir haben einen neuen PC per Express an den Schweizer Honorarkonsul nach Longyearbyen schicken lassen. Vorher haben wir uns immer gefragt, wozu in aller Welt ein 3.000 Einwohner-„Staat“ einen Schweizer Konsul braucht. Jetzt wissen wir es.
Glück hatten wir mal wieder mit dem König der Arktis. Er schwamm in respektvollem Abstand um die Saphir und ging dann an Land.
Der König der Arktis
Um uns vor dem zu schützen haben wir für 300 € eine Flare-Pistole gekauft. Das ist billiger als eine zu mieten. Für weitere 1700 € gab es noch eine Eisbär-taugliche Flinte mit 10 Schuss. Im Einkauf kostet die Flinte weniger als die Miete, aber außerhalb von Svalbard dürfen und möchten wir keine Waffen mit uns führen.
So, jetzt Daumen drücken, dass auch unsere Rückkehr gut verläuft. Grober Plan: Winterlager ab Mitte September in der Nähe von Oslo oder der Hallberg Rassy Werft in Ellös. Unser Gefrierer hat den Geist aufgegeben und der Kühlschrankkompressor klingt auch nicht mehr gut. es wird also wieder ein paar Reparaturen geben.
Ende April sind wir von Zürich nach Bergen gereist um die Segelsaison auf unserer lange ersehnten Saphir zu starten.
Das Wort „Bergen“ enthält alle Buchstaben von „Regen“. Und das war es was uns dort empfing. Ein Nacht im Hotel und dann mit 4 Taschen á 22 kg plus Rucksäcke auf die Fähre nach Aksoy.
Dort lag die Saphir bereits im Wasser und sollte zu einem Jumpstart vorbereitet sein.
Das einzige, was noch fehlte war die Halterung für die Starlink – unsere Elon Musk – Internetverbindung mit der Welt. Es wird auch in Spitsbergen funktionieren und uns somit auch dort erlauben die fast täglichen Videokonferenzen abzuhalten.
Starlink ist schon erstaunlich: Auspacken, einstecken, surfen. Das Ganze dauert keine 10 Minuten. So wie man es sich wünscht.
Aus Edelstahl eine sturmsichere Halterung
Die Antenne richtet sich selbst nach dem besten Satellitenempfang aus und man etabliert eine Internetverbindung mit bis zu 150 Mbits/sec. Das Ganze funktioniert sogar wenn wir segeln.
Dann könnte es losgehen, eigentlich. Tatsächlich stellen wir beim Ablegen fest, dass unser Bugstrahlruder nur nach einer Seite geht. Ein Relais ist kaputt und muss in England per Express bestellt werden. Das dauert trotzdem, denn wir sind Anfang Mai und ein Feiertag jagt den nächsten. So müssen wir einige Tage in Bergen verbringen. Im alten Hafen der Hanse. Es ist sommerlich warm, die Menschen genießen das Wetter. Alle sind bis spät in die Nacht draußen. Viele Yachten (allerdings meistens Motoboote) liegen bereits im Päckchen.
Wir stellen fest, dass auch unsere Waschmaschine über Winter den Geist aufgegeben hat. Am Wassereinlass hat es die äußere Trommelschale gesprengt – vielleicht ein Frostschaden. Wir werden sie tauschen müssen, aber erst zum nächsten Jahr. Bis dahin nutzen wir die Waschgelegenheiten in den Marinas. Norwegen ist damit bestens ausgestattet.
Und dann geht es los. Gleich eine Nacht auf See. Wir haben guten Wind, am Anfang noch für unser buntes Gennaker. Doch später hängen wir bei bis zu 28 Knoten lieber hinter der Genua. Der Wind bringt uns bis Alesund.
Unter Gennaker
Das Wetter bleibt genial gut. Ein schöner Sommertag jagt den nächsten. Das ist unerwartet wunderbar, eigentlich. Tatsächlich vertreiben diese Tage den Wind. Es ist meist völlig windstill und wir motoren einiges um weiter nach Norden zu kommen. Ende Mai wollen wir in Tromsø sein.
Die See, flach wie ein BügelbrettDie Seestiefel werden nicht gebraucht
Wir haben noch eine gute Strecke vor uns bis wir im Norden von Norwegen sind und den Sprung nach Svalbard wagen können. Die gute Nachricht: Svalbard ist im Westen nahezu eisfrei.
Am Samstag erwarten wir guten Wind um bis zu den Lofoten zu kommen.
Das erste Drittel ist geschafft
Und der Sturm? Letztes Wochenende gab es einen so außergewöhnlich starken Sonnensturm, dass die Polarlichter sogar in Deutschland zu sehen waren. In Norwegen konnten wir sie nicht sehen, die Nächte sind zu kurz und es wird auch nicht mehr richtig dunkel. Ab Samstag haben wir bis Anfang August 24-Stunden-Tage.
Sonnenstürme machen Elon Musks Starlink-Satelliten zu schaffen. Sie drücken sie Richtung Erde. Die Satelliten haben dann alle Hände voll zu tun um ihre Umlaufposition zu halten. Wenn das nicht gelingt, fällt Internet und GPS aus oder wird zumindest beeinträchtigt. Über solche Schwierigkeiten haben wir gelesen. Die Saphir hat, wie nicht anders von ihr zu erwarten, auch diesen Sturm mit Bravour abgewettert. Keine Ausfälle bei uns.
Vor ein paar Tagen sind wir in Bergen/Norwegen angekommen. Seit Mai war es eine weite Segelreise, 3.800 Seemeilen (=6.800 km) von Schottland bis nach Svalbard/Spitsbergen und dann die Küste entlang wieder zurück. Hier in Bergen wird die Saphir überwintern. Diesmal bleibt sie im Wasser, weil das in Norwegen so üblich ist. Dank des Golfstromes und den tief eingeschnittenen Fjorden braucht man nicht zu fürchten, dass das Wasser gefriert.
3.800 Seemeilen oder 6.800 km
Wir werden wohl noch eine Weile brauchen um all die Eindrücke und Erlebnisse zu verdauen. Norwegen ist überraschend anders als wir es erwartet haben. Seglerisch ist die Küste selbst keine Herausforderung, wenn man mal von dem Dauerregen absieht. Das Meiste findet innerhalb der vorgelagerten Inseln in den Fjorden statt. Nur wenn man wirklich Strecke machen möchte wagt man sich hinaus auf das „Europäische Nordmeer“. Und hat dann gleich mit unangenehmer Welle und kräftigen Winden zu tun, die leider nie lange genug aus der richtigen Richtung wehen. In den Fjorden ist der Wind meist unberechenbar. Durch die Düsenwirkung der hohen Berge kann er sehr schnell werden, mit einem oder gegen einen. Und die Richtung ändert sich hinter jeder Fjordbiegung.
Die Orte sind winzig, meist mit nur wenigen Hundert Einwohnern, aber dafür gibt es fast immer einen Schwimmsteg mit Strom und Wasser. Bezahlt wird ein kleiner Betrag auf Vertrauensbasis indem man einen Brief/Geldumschlag in einen Kasten wirft oder mit einer App. Es gibt kein Personal am Steg, niemand kontrolliert ob bezahlt wurde.
Dieses Vertrauen passt zu Norwegen. Es gibt keine Kriminalität (wir haben die Saphir nur einmal abgeschlossen als wir für eine Woche wandern waren). Die Menschen sind ausgesprochen fröhlich, freundlich und hilfsbereit.
Die Überfahrt vom Norwegischen Festland nach Svalbard/Spitsbergen will gut und vor allem mit Geduld geplant sein. Das Wetterfenster sollte mindestens 3 Tage halten. Das ist nicht selbstverständlich und so hoch im Norden kann es schnell unangenehm werden. Hin ging es prima, zurück war es ziemlich ruppig mit viel Lage.
Kurze Welle, viel Lage, anstrengend
Der Klimawandel ist in Spitsbergen besonders zu erfahren. Gletscher, die vor 30 Jahren mit mächtigen Abrisswänden beeindruckten, hundert und mehr Meter hoch, verkümmern noch bevor sie das Meer erreichen. Sie sind komplett umsäumt von Geröll. Die Westküste ist schon früh im Jahr komplett vom Seeeis befreit. Wir hatten Wassertemperaturen bis 11°C. 3-5°C sollten es eigentlich sein.
Am Anker
Eisbären, von denen es 5-6.000 gibt wirken in den braunen Geröllwüsten sonderbar deplatziert. Und sie sind es auch. Durch das Abschmelzen des Eises wird ihre Nahrungsgrundlage entzogen. Haben sie sich früher fast ausschließlich von Seehunden ernährt, ca. 70 im Jahr pro Bär, müssen sie nun Rentiere oder Walrösser jagen. Und natürlich folgen sie auch der Zivilisation. Ein Wunder, dass es nur sehr wenige Zusammenstöße mit Menschen gibt. Aber an Land geht man ausschließlich mit Flares und Flinte.
Es war so ein „Männerding“, wie Katrin sagt, dass wir unbedingt von unserem nördlichsten Ankerplatz noch weiter bis auf 80°Nord segeln mussten. Längst über den Rand unserer Navigationskarten hinaus, aber gleich nach dem Überschreiten der Linie die 180° Wende und wieder zurück. Das Wetter dafür war ok, wenig Nebel, perfekten Wind. Nur vor den Baumstämmen, die von Sibirien herüber treiben, musste man sich in Acht nehmen.
Zum Schluss haben wir uns noch einen ausgedehnten Landausflug erlaubt. Das Wetter an der Küste war in der Vorhersagen zum Verzweifeln. Aber im Landesinneren rief der Nationalpark „Jotunheimen“ mit seiner faszinierenden Natur. Wir sind 6 Tage von Hütte zu Hütte (WC und Dusche über den Gang, Stockbetten) gewandert, insgesamt fast 100 km und mehr als 4.000 Höhenmeter. Sechs Tage bestes Wanderwetter, soviel gab es dort den ganzen Sommer über nicht.
Jotunheimen, hier wohnen die Trolle
Morgen werden wir die Saphir auf ihrem Winterplatz zurücklassen und ziehen in ein Hotel am Flughafen. Übermorgen noch ein wenig Sightseeing in Bergen, einer schönen Stadt, und am Abend ein großes Abschluss-Menü im Sternerestaurant.
Das war es dann für diese Saison. Wohin es uns nächstes Jahr hinzieht wissen wir noch nicht. Zur Diskussion stehen Spitsbergen nochmal, Island oder Schweden/Finland.
This blog is for anyone who wants to sail to Svalbard with their own sailboat. We describe our own experiences of the trip with a Hallberg-Rassy 43 MK III built in 2014. There were two of us.
West coast of Svalbard
For the trip from Tromsø you should plan at least 5 weeks. In this case, a departure in mid/end of June and a return in early/mid-August is recommended. If you leave earlier, you still have to reckon with pack ice in the northern regions of Spitsbergen. If you intend to return to Tromsø later, you should take into account that the weather windows are getting shorter and shorter from mid-August. Tromsø is a good place (lively, many restaurants, hiking opportunities, groceries, outdoor outfitters). The marina (electricity, water) is right in the center and always offers a place.
Timely preparation is absolutely necessary for this trip, as there are a number of bureaucratic hurdles to be overcome. Each yacht requires a general sailing permit detailing all persons traveling on the yacht. In addition, a yacht must be equipped with EPIRB, AIS, VHF (a fixed station and a handheld radio have proven themselves for us), dinghy, etc. The relevant data must be attached to the permit application. It is advisable to have all permits in paper form with you. It is also checked regularly.
Boat insurance is tricky because not every insurer covers Svalbard. Again, it is important to take care of this early on. SAR insurance or a bank guarantee for the amount requested by the Sysselmesteren (in our case NOK 300,000) is mandatory. We only had a bank confirmation that we were solvent enough. However, this was never checked.
If you want to visit certain nature reserves, you have to submit a separate application for them. Currently only Virgohamna (North-West Region) is issued with a permit.
To protect against polar bears when going ashore, you must have at least flares with you. No approval is required for them. If you also want to rent a gun (I explicitly recommend it), you need a permit for that too. It’s not so easy to get, because you need proof that you can handle the weapon safely. I took one-to-one shotgun lessons with an official German shooting club. In addition, the skipper should also provide his/her own information that he/she has enough experience for this region. It is advisable to apply for all permits in good time – preferably as early as November. All permits and the necessary declarations can be found at www.sysselmesteren.no.
What requirements does a yacht have to meet? In principle, all metal hull yachts are suitable, but fiberglass hulls are also no problem as long as you don’t explicitly intend to sail into the pack ice. The west coast of Spitsbergen including the fjords is usually completely ice-free during this period. However, I would not recommend circumnavigating Spitsbergen in a fiberglass hull, even if a few adventurers have already done so. In any case, you need a reliable motor and a reliable heater. If you want it more comfortable, I definitely recommend a cockpit tent. This protects against wind and weather during the journey. A fender board for the Pantoon in Longyearbyen is necessary.
We have an Iridium Extreme on board to get weather data. You can also take it with you on land and call for help at any time. Others had Iridium Go with them. Allegedly Starlink from Elon Musk also works without problems.
You have to reckon with a significant proportion of engine hours. So you should have at least enough oil for an engine oil change with you and be able to do it yourself. For our route Tromsø-Spitsbergen-Tromsø with a total of 1,667 nm we had 181 engine hours on the counter.
This is due to the wind conditions. If you wait for good wind, except for the two crossings, you have to accept longer travel times. You then have to wait a few days at a lonely anchorage.
Don’t underestimate the danger of polar bears. Almost all yachts were lucky enough to see a bear. It’s a strange feeling to drive the dinghy ashore and find the big footprints of a polar bear in the sand. A yacht has reduced the risk by first flying the area with a drone from the ship.
Ice was never a problem, not even when we were still sailing at 10°N. However, it is advisable to study the ice maps. Rather problematic was that our Navionics charts on the plotter did not reach that far north. But the maps on the iPad were enough for us. We didn’t have paper maps with us.
There are only two places (Longyearbyen and Ny Alesund) where you can refuel. Only in Longyearbyen is it possible to get excellent provisions. For alcohol, which can be bought in limited quantities, you have to get a permit from the Sysselmesteren office on site.
The following guides have worked well for us: „Norway“ by Judy Lomax/Imray ISBN 978 178679 186 3, „Sail to Svalbard“ by Jon Amtrup ISBN 978 82 999676 48 and the „Norwegian Cruising Guide 8th edition Vol. 5 Svalbard & Jan Mayen” ISBN 978 0 9958939 93. Each guide contains comprehensive information on everything that is important for a trip.
Spitsbergen is visited by around 50,000 tourists every year. They all usually come on cruise ships. These ships are ubiquitous and at their anchorages there are often 10-12 dinghies to bring the guests ashore. Yachts like ours are maybe 30-40. So you are much less alone than you would expect.
Anyone who has successfully mastered the wonderful sailing trip can be rewarded here: the restaurants „Smaks“ in Tromsø to celebrate the return and in between by the „Huset“ in Longyearbyen. All are €€€€ and must be reserved in good time. The restaurant at the Isfjord radio station is also very special. You can only anchor there when the weather is calm and, if the polar bear strays across the yard during dinner, you can wait with gin & tonic until you can return to your ship unmolested.
Dieser Blog wendet sich an alle, die mit dem eigenen Segelboot nach Svalbard segeln wollen. Wir schildern unsere eigenen Erfahrungen der Reise mit einer Hallberg-Rassy 43 MK III Baujahr 2014. Wir waren zu zweit unterwegs.
Westküste von Spitzbergen
Für die Reise ab Tromsø sollte man mindestens 5 Wochen einplanen. In diesem Fall empfiehlt sich eine Abreise Mitte/Ende Juni und eine Rückkehr Anfang/Mitte August. Wer früher geht muss noch mit Packeis in den nördlichen Regionen von Spitsbergen rechnen. Wer eine spätere Rückkehr nach Tromsø vor hat, sollte berücksichtigen, dass die Wetterfenster ab Mitte August immer kürzer werden. Tromsø ist ein guter Ort (lebendig, viele Restaurants, Wandermöglichkeiten, Lebensmittel, Outdoor Ausrüster). Die Marina (Strom, Wasser) liegt direkt im Zentrum und bietet eigentlich immer einen Platz.
Für diese Reise ist eine rechtzeitige Vorbereitung absolut notwendig, denn es gilt, eine Reihe von bürokratischen Hürden zu überwinden. Jede Yacht braucht ein allgemeines Segel-Permit, mit Angaben zu allen Personen, die mit der Yacht reisen. Außerdem muss eine Yacht mit EPIRB, AIS, VHF (für uns hat sich eine Feststation und eine Handfunke bewährt), Dingi, etc. ausgerüstet sein. Die dazugehörigen Daten müssen dem Permit-Antrag beigefügt werden. Es empfiehlt sich alle Genehmigungen in Papierform dabei zu haben. Es wird auch regelmäßig kontrolliert.
Die Bootsversicherung ist tricky, denn nicht jeder Versicherer deckt Svalbard ab. Auch hier ist es wichtig sich frühzeitig darum zu kümmern. Verpflichtend ist eine SAR-Versicherung oder eine Bankgarantie über die vom Sysselmesteren geforderte Summe (bei uns 300.000 NOK). Wir hatten nur eine Bankbestätigung, dass wir solvent genug sind. Das wurde allerdings nie kontrolliert.
Wer bestimmte Naturschutzgebiete besuchen will, muss auch dafür einen gesonderten Antrag stellen. Zur Zeit wird nur für Virgohamna (Nord-West-Region) ein Permit ausgestellt.
Zum Schutz gegen Eisbären bei Landgängen muss man mindestens sogenannte Flares dabei haben. Dafür ist keine Genehmigung notwendig. Wer zusätzlich auch ein Gewehr mieten möchte (ich empfehle das explizit), braucht auch dafür eine Genehmigung. Die ist nicht so einfach zu bekommen, denn man braucht einen Nachweis, dass man eine sichere Handhabe der Waffe beherrscht. Ich habe dazu Einzelunterricht mit der Schrotflinte bei einem offiziellen deutschen Schützenverein genommen. Darüber hinaus sollten auch vom Skipper eigene Angaben vorliegen, dass er/sie genügend Erfahrung für diese Region mitbringt. Es empfiehlt sich alle Genehmigungen rechtzeitig zu beantragen – am besten bereits ab November. Alle Genehmigungen und die notwendigen Erklärungen findet man unter www.sysselmesteren.no.
Welche Voraussetzungen muss eine Yacht mitbringen? Grundsätzlich sind alle Metallrumpfyachten geeignet, aber auch Gfk-Rümpfe sind kein Problem solange man nicht explizit vor hat ins Packeis zu segeln. Die Westküste von Spitsbergen inkl. der Fjorde ist in der genannten Zeit in der Regel komplett eisfrei. Eine Umrundung von Spitsbergen in einem Gfk-Rumpf würde ich allerdings nicht empfehlen, auch wenn das schon einige Abenteurer gemacht haben. In jedem Fall braucht man einen zuverlässigen Motor und eine zuverlässige Heizung. Wer es angenehmer haben möchte, dem empfehle ich in jedem Fall ein Cockpit-Zelt. Das schützt während der Reise vor Wind und Wetter. Ein Fender-Brett für den Pantoon in Longyearbyen ist notwendig.
Wir haben ein Iridium Extrem an Bord um damit Wetterdaten zu erhalten. Man kann es auch an Land mitnehmen und so jederzeit Hilfe rufen. Andere hatten Iridium Go dabei. Angeblich funktioniert Starlink von Elon Musk ebenfalls ohne Probleme.
Man muss mit einem erheblichen Anteil Motorstunden rechnen. Man sollte also mindestens genügend Öl für einen Motorölwechsel dabei haben und in der Lage sein, diesen auch selbst durchzuführen. Für unsere Strecke Tromsø-Spitsbergen-Tromsø mit insgesamt 1.667 nm hatten wir 181 Motorstunden auf dem Zähler.
Das liegt an den Windverhältnissen. Wer auf guten Wind wartet, außer für die beiden Überfahrten, muss längere Reisezeiten in Kauf nehmen. Dafür wartet man dann einige Tage an einem einsamen Ankerplatz.
Die Eisbärgefahr sollte man nicht unterschätzen. Fast alle Yachten hatten das Glück einen Bär zu sehen. Es ist ein komisches Gefühl mit dem Dingi an Land zu fahren und dort im Sand auf die großen Spuren eines Eisbärs zu treffen. Eine Yacht hat das Risiko verkleinert indem sie zunächst mit einer Drohne vom Schiff aus die Gegend abgeflogen ist.
Eis war zu keinem Zeitpunkt ein Problem, auch nicht als wir noch auf 10° nördlicher Breite gesegelt sind. Es empfiehlt sich aber das Studium der Eiskarten. Eher problematisch war, dass unsere Navionics-Karten auf dem Plotter nicht so weit nach Norden reichten. Aber die Karten auf dem iPad reichten für uns aus. Wir hatten keine Papierkarten dabei.
Es gibt nur zwei Orte (Longyearbyen und Ny Alesund) wo man tanken kann. Nur in Longyearbyen kann man sich auch hervorragend verproviantieren. Für Alkohol, der in begrenzten Mengen gekauft werden kann, muss man sich vor Ort beim Sysselmesteren-Büro ein Permit besorgen.
Folgende Führer haben sich für uns bewährt: „Norway“ von Judy Lomax/Imray ISBN 978 178679 186 3, „Sail to Svalbard“ von Jon Amtrup ISBN 978 82 999676 48 und den „Norwegian Cruising Guide 8. edition Vol. 5 Svalbard & Jan Mayen“ ISBN 978 0 9958939 93. Jeder Führer enthält umfassende Informationen zu allem was für eine Reise wichtig ist.
Spitsbergen wird jedes Jahr von ca. 50.000 Touristen besucht. Sie alle kommen in der Regel mit Kreuzfahrtschiffen. Diese Schiffe sind allgegenwärtig und an ihren Ankerplätzen sind nicht selten 10-12 Beiboote unterwegs um die Gäste an Land zu bringen. Yachten wie unsere sind vielleicht 30-40 unterwegs. Man ist also viel weniger allein, als man das erwarten würde.
Wer die wunderschöne Segelreise erfolgreich gemeistert hat kann sich hier belohnen: die Restaurants „Smaks“ in Tromsø um die Rückkehr zu feiern und zwischen durch das „Huset“ in Longyearbyen. Alle sind €€€€ und müssen rechtzeitig reserviert werden. Sehr schön ist auch das Restaurant bei der Isfjord Radiostation. Dort kann man nur bei ruhigen Wetter ankern und, falls der Eisbär während des Dinners über den Hof streunt, bei Gin & Tonic warten bis man unbehelligt auf sein Schiff zurückkehren kann.
Die Überfahrt von Longyearbyen auf Spitzbergen zum norwegischen Festland bot alles was ein Seglerherz begehrt und manches was es gern vermeidet. Die Wetterfenster werden schon kürzer um diese Jahreszeit und wer zu lange wartet, der bekommt vielleicht kein gutes mehr.
Wir starten am 30. Juli 2023 obwohl klar ist, dass wir zunächst bis zur Südspitze von Spitzbergen motoren müssen. Wir machen einen Übernachtungsstopp in einer Ankerbucht (‚Josephsbukta’) am Ende eines Gletschers, der allerdings nicht mehr bis zum Meer reicht. Auf einer Sandbank tummelt sich eine kleine Walrosskolonie. Mit uns ist die Ashona unterwegs und am morgen (es wird nicht Nacht) gesellt sich noch die holländische „In Utero“ hinzu. Die Holländer berichten uns, dass die Walrosse Besuch von einem Eisbären hatten. Offensichtlich war er satt und hat sie nicht gejagt. Gut, dass wir so schlau waren, nicht mehr an Land zu gehen. Unsere Verteidigungsausrüstung haben wir bereits in Longyearbyen abgegeben.
Wir starten am Abend gegen 22 Uhr und müssen zunächst die restliche Nacht und den halben Tag motoren. Dann setzt der Wind ein. Und etwas verzögert die Wellen. Wir laufen schnell mit bis zu 8 Knoten am Wind, aber auch mit bis 30° Krängung. Dann und wann kommen auch noch dichte größere Nebelfelder hinzu.
Die Wellen kommen von querab, sind völlig chaotisch und knallen laut gegen die Bordwand. Alles ist unbequem, jede Bewegung extrem mühsam. An Essen und Trinken mag man nicht mal mehr denken.
Chaotische Wellen und unbequeme Krängung
Zwei volle Tage geht das so, dann lässt der Wind nach und wir können, nachdem das Festland schon in Sichtweite ist, den Rest motoren. Für uns überraschend kündigt sich eine Nacht an. Sonnenuntergang 23.30 Uhr, -aufgang 2.45 Uhr. Daran hatten wir schon gar nicht mehr gedacht. Bei der Einfahrt in den Fjord frischt der Wind auf bis fast 30 Knoten. Wir fürchten um das Anlegemanöver im Fischerhafen Torsvåg. Alles geht gut, der Hafen ist groß und wir haben ausreichend Platz zum Manövrieren. Sogar ein Platz am Pantoon ist frei. Der Wind treibt uns regelrecht darauf zu. Um 4 Uhr liegt die Saphir sicher am Steg. Es gibt Spaghetti „Saphir“ und eine gute Flasche Rotwein. Verdient ist verdient.
Eigentlich dürfen wir gar nicht an dieser Stelle festmachen. Der Platz ist reserviert für einheimische Fischerboote. Gegen ein Abendessen im ‚Restaurant‘ dürfen wir sogar eine zweite Nacht bleiben. Bevor wir weiter können nach Tromsø muss sich erst der Wind wieder beruhigen.
In Tromsø haben wir im „Smak“ einen Chefs table reserviert. Es gehört zu den 10 besten Restaurants in Norwegen und tatsächlich, es hat seinem Namen alle Ehre gemacht.
Weil die Walsichtungen in Spitsbergen nicht wirklich üppig waren, entschließen wir uns noch die Nordwestküste von Norwegen zu besuchen. Der Ort ‚Andenes‘ verspricht sichere Walbegegnungen, denn dort kommt in Küstennähe der Meeresgrund aus 2.000 m Tiefe aus dem Abgrund hoch auf 100 m. Wir studieren den Canyon und folgen den Profi-Touristen-Booten. Und wir haben Glück!
Unser Buckelwal
Jetzt aber wird es Zeit nach Süden zu kommen. Es ist noch weit bis Bergen. Wir werden hoffentlich bald guten Wind haben um mit einem großen Schlag, vielleicht über 2 Nächte, nach Süden zu kommen.
Nun sind wir wieder in Svolvær, einem schönen, wenngleich sehr touristischen Ort. Wir werden die nächsten Tage noch etwas weiter nach Westen segeln, am Südrand der Lofoten.
Übrigens, seit unserer Ankunft auf dem Festland haben wir tolles Wetter. Meist mit t-Shirt und Flip Flops. Was für ein Unterschied zu der Kälte in Spitsbergen. Allerdings gab es dort keinen einzigen Regentag.
Seit Anfang Juli sind wir auf Spitzbergen. Von Longyearbyen ging es hinauf, die Westküste entlang bis zu unserem nördlichsten Ankerplatz Sallyhamna. Ein deutscher Forscher hat dort in den 30er Jahren überwintert und den Platz nach seiner Frau Sally benannt.
Unsere Kiellinie auf Spitzbergen
Wir ließen es uns nicht nehmen auch noch bis auf 80° nördlicher Breite zu segeln. Tatsächlich waren es nur noch gut 8 Meilen nordwärts von unserem Ankerplatz. Trotzdem ist es eine sehr spezielle Reiseetappe gewesen. Die elektronische Karte auf unserem Plotter war schon bei 79° 30 Minuten zu Ende. Eine Bogenminute entspricht entspricht einer Seemeile, also fehlten noch 30 nautische Meilen (= 54 km) bis zum 80sten. Die elektronische Ersatzkarte auf unserem iPad half noch ein bisschen weiter, nämlich bis zu unserem nördlichsten Ankerplatz.
Von da ab ging es zwar mit genauer GPS-Position, aber ohne Karte. Passieren konnte nicht viel. Das Wetter war ok, mit guter Sicht und es war klar, dass keine Untiefen kommen würden. Die einzige Herausforderung war, den richtigen Weg zurück wieder zu finden.
Es fehlen noch 10° bis zum Nordpol (= 600 Meilen)
Landgänge sind schon sehr besonders, denn die Gefahr einem Eisbären zu begegnen ist zu jedem Zeitpunkt gegeben. Man möchte ja schon gerne einen sehen, aber nicht zu nahe und in jedem Fall sollte er bereits satt sein.
In Longyearbyen haben wir uns so ausgerüstet, dass wir zu jeder Art Verteidigung fähig waren. Die Crew von unserem schweizer Buddyboat „Ashona“ deckte sich für 350 Euro mit 20 „Flares“ ein. Das ist eine Signalpistole mit Blitz und Donner. Die Kunst ist, den Knallkörper zwischen uns und den Bär zu schießen um ihn zu beeindrucken. Landet das Projektil hinter dem Bären flieht er, falls überhaupt, in eine für uns ungünstige Richtung, nämlich direkt auf uns zu.
Wir haben ein Gewehr gemietet. Marke Mauser Repetiergewehr, Baujahr 1940 aus alten Beständen der deutschen Wehrmacht, 4 Schuss im Magazin, Hakenkreuz entfernt, Reichsadler vorhanden. Insgesamt haben wir 30 Schuss gekauft. Man weiß ja nie…
Kosten 400 Euro. Man kann sagen, die Profits mit den alten Dingern sind unendlich groß. Zumal wir am Ende Gewehr mit allen Kugeln wieder zurückgegeben haben. Kein einziger Schuss war notwendig.
Unser Eisbär
Unser Meeting mit dem Eisbär verlief unspektakulär, aber war schon etwas besonderes. Wir waren im Dinghi, sind ihm auf 20-30m nahe gekommen. Er hat mal kurz zu uns herüber geschaut und sich dann weiter mit seiner Mahlzeit aus den Resten eines Walrosses beschäftigt.
Landgang: My Dinghi, my rifle and me
Svalbard/Spitzbergen ist anders als Grönland. Dort waren wir wirklich weit ab von jeglicher Zivilisation. Hier auf Spitsbergen verfolgen einen die ganz großen Kreuzfahrtschiffe auf Schritt und Tritt. Sie sind wirklich überall, an allen bekannten (und schönen) Stellen, vor den Gletschern, bei den Walrosskolonien. Nicht selten hat man mehrere Schiffe auf einmal. Es kommen jedes Jahr 50.000 meist Kreuzfahrt-Touristen nach Spitsbergen, aber höchstens 30-40 Jachten wie die Saphir.
Jetzt sind wir wieder in dem Hauptort. Ab Samstag warten wir auf ein gutes Wetterfenster, das uns wieder auf das norwegische Festland zurückbringen wird.