Svalbard/Spitsbergen mit der eigenen Segelyacht

Dieser Blog wendet sich an alle, die mit dem eigenen Segelboot nach Svalbard segeln wollen. Wir schildern unsere eigenen Erfahrungen der Reise mit einer Hallberg-Rassy 43 MK III Baujahr 2014. Wir waren zu zweit unterwegs.

Westküste von Spitzbergen

Für die Reise ab Tromsø sollte man mindestens 5 Wochen einplanen. In diesem Fall empfiehlt sich eine Abreise Mitte/Ende Juni und eine Rückkehr Anfang/Mitte August. Wer früher geht muss noch mit Packeis in den nördlichen Regionen von Spitsbergen rechnen. Wer eine spätere Rückkehr nach Tromsø vor hat, sollte berücksichtigen, dass die Wetterfenster ab Mitte August immer kürzer werden. Tromsø ist ein guter Ort (lebendig, viele Restaurants, Wandermöglichkeiten, Lebensmittel, Outdoor Ausrüster). Die Marina (Strom, Wasser) liegt direkt im Zentrum und bietet eigentlich immer einen Platz.

Für diese Reise ist eine rechtzeitige Vorbereitung absolut notwendig, denn es gilt, eine Reihe von bürokratischen Hürden zu überwinden. Jede Yacht braucht ein allgemeines Segel-Permit, mit Angaben zu allen Personen, die mit der Yacht reisen. Außerdem muss eine Yacht mit EPIRB, AIS, VHF (für uns hat sich eine Feststation und eine Handfunke bewährt), Dingi, etc. ausgerüstet sein. Die dazugehörigen Daten müssen dem Permit-Antrag beigefügt werden. Es empfiehlt sich alle Genehmigungen in Papierform dabei zu haben. Es wird auch regelmäßig kontrolliert.

Die Bootsversicherung ist tricky, denn nicht jeder Versicherer deckt Svalbard ab. Auch hier ist es wichtig sich frühzeitig darum zu kümmern. Verpflichtend ist eine SAR-Versicherung oder eine Bankgarantie über die vom Sysselmesteren geforderte Summe (bei uns 300.000 NOK). Wir hatten nur eine Bankbestätigung, dass wir solvent genug sind. Das wurde allerdings nie kontrolliert.

Wer bestimmte Naturschutzgebiete besuchen will, muss auch dafür einen gesonderten Antrag stellen. Zur Zeit wird nur für Virgohamna (Nord-West-Region) ein Permit ausgestellt.

Zum Schutz gegen Eisbären bei Landgängen muss man mindestens sogenannte Flares dabei haben. Dafür ist keine Genehmigung notwendig. Wer zusätzlich auch ein Gewehr mieten möchte (ich empfehle das explizit), braucht auch dafür eine Genehmigung. Die ist nicht so einfach zu bekommen, denn man braucht einen Nachweis, dass man eine sichere Handhabe der Waffe beherrscht. Ich habe dazu Einzelunterricht mit der Schrotflinte bei einem offiziellen deutschen Schützenverein genommen. Darüber hinaus sollten auch vom Skipper eigene Angaben vorliegen, dass er/sie genügend Erfahrung für diese Region mitbringt. Es empfiehlt sich alle Genehmigungen rechtzeitig zu beantragen – am besten bereits ab November. Alle Genehmigungen und die notwendigen Erklärungen findet man unter www.sysselmesteren.no.

Welche Voraussetzungen muss eine Yacht mitbringen? Grundsätzlich sind alle Metallrumpfyachten geeignet, aber auch Gfk-Rümpfe sind kein Problem solange man nicht explizit vor hat ins Packeis zu segeln. Die Westküste von Spitsbergen inkl. der Fjorde ist in der genannten Zeit in der Regel komplett eisfrei. Eine Umrundung von Spitsbergen in einem Gfk-Rumpf würde ich allerdings nicht empfehlen, auch wenn das schon einige Abenteurer gemacht haben. In jedem Fall braucht man einen zuverlässigen Motor und eine zuverlässige Heizung. Wer es angenehmer haben möchte, dem empfehle ich in jedem Fall ein Cockpit-Zelt. Das schützt während der Reise vor Wind und Wetter. Ein Fender-Brett für den Pantoon in Longyearbyen ist notwendig.

Wir haben ein Iridium Extrem an Bord um damit Wetterdaten zu erhalten. Man kann es auch an Land mitnehmen und so jederzeit Hilfe rufen. Andere hatten Iridium Go dabei. Angeblich funktioniert Starlink von Elon Musk ebenfalls ohne Probleme.

Man muss mit einem erheblichen Anteil Motorstunden rechnen. Man sollte also mindestens genügend Öl für einen Motorölwechsel dabei haben und in der Lage sein, diesen auch selbst durchzuführen. Für unsere Strecke Tromsø-Spitsbergen-Tromsø mit insgesamt 1.667 nm hatten wir 181 Motorstunden auf dem Zähler.

Das liegt an den Windverhältnissen. Wer auf guten Wind wartet, außer für die beiden Überfahrten, muss längere Reisezeiten in Kauf nehmen. Dafür wartet man dann einige Tage an einem einsamen Ankerplatz.

Die Eisbärgefahr sollte man nicht unterschätzen. Fast alle Yachten hatten das Glück einen Bär zu sehen. Es ist ein komisches Gefühl mit dem Dingi an Land zu fahren und dort im Sand auf die großen Spuren eines Eisbärs zu treffen. Eine Yacht hat das Risiko verkleinert indem sie zunächst mit einer Drohne vom Schiff aus die Gegend abgeflogen ist.

Eis war zu keinem Zeitpunkt ein Problem, auch nicht als wir noch auf 10° nördlicher Breite gesegelt sind. Es empfiehlt sich aber das Studium der Eiskarten. Eher problematisch war, dass unsere Navionics-Karten auf dem Plotter nicht so weit nach Norden reichten. Aber die Karten auf dem iPad reichten für uns aus. Wir hatten keine Papierkarten dabei.

Es gibt nur zwei Orte (Longyearbyen und Ny Alesund) wo man tanken kann. Nur in Longyearbyen kann man sich auch hervorragend verproviantieren. Für Alkohol, der in begrenzten Mengen gekauft werden kann, muss man sich vor Ort beim Sysselmesteren-Büro ein Permit besorgen.

Folgende Führer haben sich für uns bewährt: „Norway“ von Judy Lomax/Imray ISBN 978 178679 186 3, „Sail to Svalbard“ von Jon Amtrup ISBN 978 82 999676 48 und den „Norwegian Cruising Guide 8. edition Vol. 5 Svalbard & Jan Mayen“ ISBN 978 0 9958939 93. Jeder Führer enthält umfassende Informationen zu allem was für eine Reise wichtig ist.

Spitsbergen wird jedes Jahr von ca. 50.000 Touristen besucht. Sie alle kommen in der Regel mit Kreuzfahrtschiffen. Diese Schiffe sind allgegenwärtig und an ihren Ankerplätzen sind nicht selten 10-12 Beiboote unterwegs um die Gäste an Land zu bringen. Yachten wie unsere sind vielleicht 30-40 unterwegs. Man ist also viel weniger allein, als man das erwarten würde.

Wer die wunderschöne Segelreise erfolgreich gemeistert hat kann sich hier belohnen: die Restaurants „Smaks“ in Tromsø um die Rückkehr zu feiern und zwischen durch das „Huset“ in Longyearbyen. Alle sind €€€€ und müssen rechtzeitig reserviert werden. Sehr schön ist auch das Restaurant bei der Isfjord Radiostation. Dort kann man nur bei ruhigen Wetter ankern und, falls der Eisbär während des Dinners über den Hof streunt, bei Gin & Tonic warten bis man unbehelligt auf sein Schiff zurückkehren kann.

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