Endstation Bergen … für dieses Jahr

Vor ein paar Tagen sind wir in Bergen/Norwegen angekommen. Seit Mai war es eine weite Segelreise, 3.800 Seemeilen (=6.800 km) von Schottland bis nach Svalbard/Spitsbergen und dann die Küste entlang wieder zurück. Hier in Bergen wird die Saphir überwintern. Diesmal bleibt sie im Wasser, weil das in Norwegen so üblich ist. Dank des Golfstromes und den tief eingeschnittenen Fjorden braucht man nicht zu fürchten, dass das Wasser gefriert.

3.800 Seemeilen oder 6.800 km

Wir werden wohl noch eine Weile brauchen um all die Eindrücke und Erlebnisse zu verdauen. Norwegen ist überraschend anders als wir es erwartet haben. Seglerisch ist die Küste selbst keine Herausforderung, wenn man mal von dem Dauerregen absieht. Das Meiste findet innerhalb der vorgelagerten Inseln in den Fjorden statt. Nur wenn man wirklich Strecke machen möchte wagt man sich hinaus auf das „Europäische Nordmeer“. Und hat dann gleich mit unangenehmer Welle und kräftigen Winden zu tun, die leider nie lange genug aus der richtigen Richtung wehen. In den Fjorden ist der Wind meist unberechenbar. Durch die Düsenwirkung der hohen Berge kann er sehr schnell werden, mit einem oder gegen einen. Und die Richtung ändert sich hinter jeder Fjordbiegung.

Die Orte sind winzig, meist mit nur wenigen Hundert Einwohnern, aber dafür gibt es fast immer einen Schwimmsteg mit Strom und Wasser. Bezahlt wird ein kleiner Betrag auf Vertrauensbasis indem man einen Brief/Geldumschlag in einen Kasten wirft oder mit einer App. Es gibt kein Personal am Steg, niemand kontrolliert ob bezahlt wurde.

Dieses Vertrauen passt zu Norwegen. Es gibt keine Kriminalität (wir haben die Saphir nur einmal abgeschlossen als wir für eine Woche wandern waren). Die Menschen sind ausgesprochen fröhlich, freundlich und hilfsbereit.

Die Überfahrt vom Norwegischen Festland nach Svalbard/Spitsbergen will gut und vor allem mit Geduld geplant sein. Das Wetterfenster sollte mindestens 3 Tage halten. Das ist nicht selbstverständlich und so hoch im Norden kann es schnell unangenehm werden. Hin ging es prima, zurück war es ziemlich ruppig mit viel Lage.

Kurze Welle, viel Lage, anstrengend

Der Klimawandel ist in Spitsbergen besonders zu erfahren. Gletscher, die vor 30 Jahren mit mächtigen Abrisswänden beeindruckten, hundert und mehr Meter hoch, verkümmern noch bevor sie das Meer erreichen. Sie sind komplett umsäumt von Geröll. Die Westküste ist schon früh im Jahr komplett vom Seeeis befreit. Wir hatten Wassertemperaturen bis 11°C. 3-5°C sollten es eigentlich sein.

Am Anker

Eisbären, von denen es 5-6.000 gibt wirken in den braunen Geröllwüsten sonderbar deplatziert. Und sie sind es auch. Durch das Abschmelzen des Eises wird ihre Nahrungsgrundlage entzogen. Haben sie sich früher fast ausschließlich von Seehunden ernährt, ca. 70 im Jahr pro Bär, müssen sie nun Rentiere oder Walrösser jagen. Und natürlich folgen sie auch der Zivilisation. Ein Wunder, dass es nur sehr wenige Zusammenstöße mit Menschen gibt. Aber an Land geht man ausschließlich mit Flares und Flinte.

Es war so ein „Männerding“, wie Katrin sagt, dass wir unbedingt von unserem nördlichsten Ankerplatz noch weiter bis auf 80°Nord segeln mussten. Längst über den Rand unserer Navigationskarten hinaus, aber gleich nach dem Überschreiten der Linie die 180° Wende und wieder zurück. Das Wetter dafür war ok, wenig Nebel, perfekten Wind. Nur vor den Baumstämmen, die von Sibirien herüber treiben, musste man sich in Acht nehmen.

Zum Schluss haben wir uns noch einen ausgedehnten Landausflug erlaubt. Das Wetter an der Küste war in der Vorhersagen zum Verzweifeln. Aber im Landesinneren rief der Nationalpark „Jotunheimen“ mit seiner faszinierenden Natur. Wir sind 6 Tage von Hütte zu Hütte (WC und Dusche über den Gang, Stockbetten) gewandert, insgesamt fast 100 km und mehr als 4.000 Höhenmeter. Sechs Tage bestes Wanderwetter, soviel gab es dort den ganzen Sommer über nicht.

Jotunheimen, hier wohnen die Trolle

Morgen werden wir die Saphir auf ihrem Winterplatz zurücklassen und ziehen in ein Hotel am Flughafen. Übermorgen noch ein wenig Sightseeing in Bergen, einer schönen Stadt, und am Abend ein großes Abschluss-Menü im Sternerestaurant.

Das war es dann für diese Saison. Wohin es uns nächstes Jahr hinzieht wissen wir noch nicht. Zur Diskussion stehen Spitsbergen nochmal, Island oder Schweden/Finland.

4 Kommentare zu „Endstation Bergen … für dieses Jahr

  1. Toller Blog. Auch ein bisschen traurig. In Vancouver war der Klimawandel auch so deutlich zu spüren. Viel zu heiss und trocken für diesen Regenwald…..und von hungrige Walen spricht man, die sich ungewohnt benehmen.🥲 Viele liebe Grüsse euch beiden. ❤️

  2. Hello Katrin ans Klaus,
    Many thanks for your adventure blog. We also plan to sail to Norway up to north in 2024/2025
    We are planning to winterize on water our new HR44 around Bergen next year.
    Could you tell us how you organize wintering ( to protect your deck for example and give us some tips)
    Thank you in advance and best regards
    Nicole and Didier

    1. Hello Nicole and Didier
      We winterize in water the first time since we left the Med. But we were told that this is the usual way to do it in Norway since the sea is not freezing. Our berth is with Viknes in Bakarvågen. It seems to have a good protection. They also offer land storage. It is around 300€/month. We have no full coverage, but a large sail covering the boom area incl. the cockpit. And of course we have the sprayhood as well and the coverage of the steering wheel. On the foredeck we stored our dinghy with low air pressure and upside down (aluminium bottom). But it has only small contact with the teakdeck. It is hanging on a halyard, but covers a good part of the deck.
      The guys of Viknes look after Saphir (mold, battery, etc.) always when I write an email.
      And we have a friend who is an experience sailor to look after Saphir once in a while.
      We will go back to Bergen end of April 2024. Our plans are not fixed yet but options are Svalbard again, Iceland, Sweden/Finland. Please use my email nadler.klaus@breaking-rules.cc or +491719302930 (whatsapp) for further communication.

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