Gaskrise auf der Saphir, 50, 1937

Von der verlassenen Wetterstation auf der Ostseite Grönlands sind wir weiter die Küste entlang nach Norden gesegelt. Draußen vor der Küste ist immer dichter Nebel, aber sowie man ins Fjord kommt lichtet er sich (meist). Es ist ein bisschen schade, denn das Panorama ist gigantisch. Aus jedem Tal kommen die Gletscher bis zum Ozean. Daher gibt es relativ viel Eis das aus den Fjorden herauskommt. Und die Eisberge bekommen ganz andere Dimensionen im Vergleich zur Westseite, wo sie schon ziemlich viel an Masse auf ihrer Reise rund um Cape Farvel verloren haben. Manche schätzen wir auf bis zu 50 m hoch und dreimal so breit.

Riesige Eisberge auf dem Weg

Das Auffinden der Ankerplätze wird zum Abenteuer. Einmal Nebel, zum anderen Eis und zum Dritten stimmt unsere Karte um bis zu 2 km nicht mehr. Man fährt dann solange am Ufer entlang bis die Einfahrt zur Ankerbucht kommt. Allerdings kann es schon sein, dass auch eine Landzunge, die in der Karte nicht verzeichnet ist dazwischen kommt.

Ohne die „Kestrel“ wäre es sehr einsam in der Bucht

Jeden Tag haben wir in den Ankerbuchten herrlichen Sonnenschein. Wir genießen Ausflüge zu den kalbenden Gletschern mit unserer kleinen SeaCow (Gummiboot).

Ausflug mit der SeaCow zum kalbenden Gletscher
Abends werden die Crawler geschubst, dass sie uns nachts keine Probleme bereiten.

Am Tag der Abreise aus Grönland erleben wir eine Riesenüberraschung. Das ganze Fjord ist voller Eis und es steht Spitz auf Knopf ob wir überhaupt durchfahren können. Der Eisgürtel is ca 4km breit. Aber unser Buddyschiff „Kestrel“ mit dem wir seit einiger Zeit unterwegs sind bahnt uns mit ihrem Stahlrumpf den Weg. Wir bleiben immer 10 m direkt hinter ihr. Wären wir allein gewesen hätten wir eine unbestimmte Zeit warten müssen bis sich die Eissituation zu unseren Gunsten verändert.

Dahinter liegt der offene Atlantik. Wir müssen hindurch.

Am Ende werden wir mit einem Eisbär belohnt. Ein Anblick auf den jeder Arktis-Segler hofft. Das arme Tier hat allerdings bei den beiden Schiffen etwas Panik bekommen und schnell das Weite gesucht. Einen Tag vorher waren wir vielleicht drei Kilometer von der Stelle an Land.

Seglers seltenes Glück

Die 4-tägige Überfahrt nach Island ging relativ gut, trotz einer scheußlichen Welle (Buckelpiste), dafür aber günstigem Wind. Nach der Einsamkeit hatten wir eine ziemliche Sehnsucht nach Zivilisation. Seit Halifax waren wir in keinem Restaurant mehr.

Unser Kochgas wurde langsam knapp und wir fingen schon an zu sparen, dass es mindestens bis Reykjavik reichen sollte. Das tat es auch, aber das Befüllen unserer eigenen Flaschen ist in Island nicht erlaubt – es werden nur isländische Flaschen getauscht. Wir kauften eine und hatten eine ziemliche Bastelei um sie an unser Bordnetz anzuschließen.

Und noch etwas haben wir in Reykjavik gelernt: In Grönland gab es mehr Eis in diesem Jahr als in den vergangenen 50 Jahren. Und in Island kämpfen wir mit dem nassesten und kältesten Sommer seit 1937.

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