Ich habe eine neue Erkenntnis gewonnen: Die EU endet nicht an der portugiesischen Westküste. Doch davon später.
Im letzten Blogg berichtete ich über die typischen Ein- und Ausreiseformalitäten in den karibischen Staaten. Und es gab die Ausnahme. Von der erzähle ich jetzt.
Es ist Ostermontag und wir liegen in einer schönen Bucht auf der Ostseite von Antigua, eigentlich ist der Osten immer ungeschützt, weil der Passatwind aus dieser Richtung bläst, doch diese Bucht liegt hinter einem schützenden Außenriff. Ich habe ein wenig Zeit zum Schreiben.
Frankreich hat nicht nur auf dem französischen Festland Departments. Es gibt noch ‚La France Outremer‘, Übersee. Das sind zum Beispiel die Inseln Guadeloupe und Martinique und andere hier in der Karibik, aber auch in Afrika und Französisch Polynesien. Das Tolle an diesen Departments ist, dass sie alle ein originärer politischer Bestandteil von Frankreich sind, mit allen Rechten und Pflichten…und damit Teil der Europäischen Union.
Wenn wir mit unserer amerikanischen Flagge in Martinique anlanden, gehen wir in eine der nächsten Hafenkneipen. Dort steht ein PC (auch der mit unkenntlichen Tasten und ohne QWERT-Tastatur). Man setzt sich hin, macht ein paar Angaben zum Schiff und zur Crew im Formular. Dann drückt man Speichern und Ausdrucken. Mit dem einen DIN A4 Blatt geht man zum Wirt, bezahlt 5 Euro, bekommt einen Stempel und ist offiziell eingereist. Das war‘s.
Aber das wirklich Verwunderliche ist: man ist in Europa, bezahlt wird in Euro, die Geschäfte, insbesondere die Supermärkte führen typisch französische Waren und es gelten die europäischen Mobilfunkverträge – also keine Roaminggebühren!
Natürlich gibt es zum Frühstück ofenwarmes Baguette, Croissants und Bonne Maman.
Etwas im Süden von der Insel Trinidad, wohin wir die Saphir während der Hurrikan-Saison in Sicherheit bringen, liegt Guyana auf dem südamerikanischen Festland. Von dort, Kourou, starten die europäischen Ariane-Raketen. Guyana ist ein französisches Department mit Abgeordneten in der französischen Nationalversammlung.
Guyana, Frankreich und die EU grenzen damit direkt an Brasilien. Wer hätte des gedacht?
Vielleicht kann Theresa May diese Landgrenze zu Brasilien irgendwie nutzen, um das Nordirland-Brexit Problem zu lösen…
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Danke an dieser Stelle, für eure tollen Erfahrungsberichte. Besonders der Teil mit dem Passatwind hat mich sehr interessiert.