Wenn sich die Crews von mehreren Schiffen treffen werden gerne die unglaublichsten Geschichten erzählt. In St. Peter‘s Bay Marina gleich hinter der Schleuse zum Eingang in die Bras d‘Or Seen gab es eine solche Zusammenkunft. Anlass war die Geburt von Tino, meinem siebten Enkel. Wir trafen uns alle auf der Saphir: die Schotten von der „Misty Mhore“ und die Amerikaner von der „Northern Brees“.

Die erste Geschichte ging so: Der Captain musste auf den Mast hoch, denn ein Fall hatte sich verdreht. Seine Frau wollte ihn nicht von Hand hoch winschen, also nutzten sie die Elektrowinsch. Fast oben ruft der Captain „Stopp“, doch die Winsch ließ sich nicht stoppen. Die Frau versuchte das Seil loszuwerfen brachte aber ganz unglücklich ihren Arm zwischen Winsch und Seil. Da herrschen unglaubliche Zugkräfte und ihr Arm wurde eingeklemmt. Zudem hatte sie kein Messer griffbereit um das Seil zu kappen.Derweil zog es den Captain oben im Mast immer näher zum Eintrittspunkt des Falles bis es ihn mitsamt seinem Bootsmannstuhl ziemlich einquetschte. Schließlich kam die Winsch wegen Überlastung alleine zum Stoppen. Die Frau aber hatte ihren Arm so eingeklemmt, dass er am Ende amputiert werden musste. Der Captain oben am Mast musste lange Zeit warten bis er wieder befreit werden konnte. Ihm sei aber nichts weiter passiert.

Wir sind nun fast die ganze Südost-Küste von Nova Scotia entlang gesegelt. Jede Etappe war anspruchsvoll. Von Shelburne nach Lunenburg hatten wir den Blue Water Runner gesetzt, ein Leichtwindsegel, das einen vor dem Wind besonders schnell macht. Das ist gelungen. Der Wind drehte aber auf 20 Knoten und wir hatten richtige Schwierigkeiten das Ding wieder zu bergen. Jedes Mal wenn wir es fast geschafft hatten blies sich das Segel wieder zu seiner imposanten Größe auf. Von Lunenburg (einer schwäbischen Pietistengründung) nach Halifax hatten wir Wind bis 30 kn aus Südost, also große Wellen und kleine Segel. Leider haben wir irgendwo einen Lobsterpod eingefangen und seine Leine schlang sich um unseren Hydrogenerator. Der Propeller verlor einen Flügel und die Halterung wurde total verbogen. Außerdem leckt jetzt Öl aus der Motorachse. Das Ding müssen wir zur Reparatur nach Frankreich schicken. Den gleichen Kampf gegen den Wind hatten wir auch auf den beiden Etappen von Halifax nach St. Peter‘s. Gut, dass hier der Wind aus Nordwest über Land kam und es fast keine Welle gab. Aber selbst im Reff II legte sich die Saphir noch weit über 20° auf die Seite, die See kam höher als zum Süllbord. Das Abendessen fiel aus. Aber nach der Ankunft nachts um 2 Uhr in der Ankerbucht genossen wir Rotwein mit Lasagne.
Nun sind wir zur Erholung auf einem inländischen Fjord mit weit verzweigten wunderschönen Ankerbuchten unterwegs. Wenig Wind und gar keiner Welle – einfach herrlich nach den Ozeaneskapaden: Lake Bras d‘ Or, eine französische Verballhornung von Labrador.
Und zum Schluss noch die zweite Geschichte: Ein Paar vor Anker, der Skipper ein Profischwimmer. Sie wollen den Anker aufholen, aber der steckt fest. Er also tapfer ins Wasser und die 6 Meter hinunter getaucht um den Anker freizulegen. Sie steht oben am Bug und beobachtet das Ganze. Der Skipper hebt den Anker hoch und versinkt dabei in dem Schlicker. Er kommt nicht mehr hoch und die Frau muss oben mit ansehen wie er ertrinkt.
Also, die Geschichten sind unglaublich, ab möglich wären sie auch gewesen.
Jeder entscheide sich wie er will.
GRATULIERE zum 7. Thronfolgerle, Tino. Das ist ja ein süßer Name! Und: OY! Solche Geschichten! Huch! Wie soll man da schlafen? Ich denke die erste stimmt grade noch aber bei der 2. hoffe ich sehr nicht! Darf ich mehr Photos beantragen? Tausend liebe Grüsse! Eure Isabel
Viele Fotos findet man in Instagram unter #saphirsailing.