Kanalarbeiten

Ende April sind wir nach Schottland zurückgekehrt um so bald als möglich die Saphir wieder ins Wasser zu lassen. Wenn ein Schiff in der Halle überwintert, so wie die Saphir, muss das Rigg wieder aufgestellt werden, die Segel wieder hoch und alles so erledigt werden, dass wir sicher die Nordreise angehen können. Die Saphir hat ein neue Segelkleider bekommen: Sie stehen ihr hervorragend.

Montage des Windmesser im Masttop

Am 3. Mai sind wir in See gestochen. Das klingt nach viel, trifft den Anfang der Reise aber überhaupt nicht. Ein paar Stunden motorten wir auf einem schottischen Fjord bis zum Crinan Canal. Dieser durchschneidet die Halbinsel Kintyre (ja, die von dem Dudelsackgeplärre) an ihrer Basis und erspart einem die sehr aufregende Umrundung derselben. An ihrer Spitze kocht das Wasser aufgrund der heftigen Strömungen. Der Kanal wurde bereits 1801 gebaut. Die 13 Schleusen muss man selbst bedienen. Zwei Nächte haben wir wegen der Schwerarbeit im Tiefschlaf im Kanal verbracht.

Schottland ist auch Hallberg Rassy Country

Danach hatten wir einen wunderbaren Segeltag (also eher mit Sonne als mit Regen) mit bestem Wind um vom Kanalende bis Oban zu segeln. A propos schöne Tage: Das Wetter ist wechselhaft, das heißt jeden Tag gibt es Regen und Sonnenschein, meist im Stundenrhythmus und es ist eher (richtig) kalt.

Wie in einem Ententeich

Weiter ging es dann wiederum mit perfektem Wind bis zum Eingang des Caledonian Canal. Der führt von der Atlantikseite auf die Nordseeseite im Osten. Der Kanal hat 23 Schleusen und wir brauchten knapp 3 Tage.

Von West nach Ost über die Kanäle

Die Fahrt durch den Kanal hat unsere Allgemeinbildung zu Schottland deutlich aufgewertet. Tatsächlich sind nur 22 km echter gegrabener Kanal der Rest besteht aus natürlichen Seen, die man hier in Schottland „Loch xy“ nennt. Und siehe da, einer davon ist der 36 km lange Loch Ness, die Heimat des berühmten Seeungeheuers Nessie. Durch Loch Ness fließt ein Fluss mit dem Namen „Ness“ und die Mündung des Flusses in der Nordsee heißt „Inverness“. Alle mit einer guten humanistischen Bildung wissen, dass in Inverness ein gewisser Macbeth und seine Lady im 16. Jahrhundert ihr mörderisches Unwesen trieben und einen gewissen W.S. nicht lange danach zu einem ebenso mörderischen Drama inspirierten.

Loch Ness hat ca. 7 mrd Kubikmeter Wasser. Man weiß es nicht so genau, denn die Tiefenmessungen schwanken zwischen 250 und 350 m. Jedenfalls grenzt es an eine kosmische Unmöglichkeit darin ein ca. 40 Kubikmeter großes Seemonster zu finden. Das Ufer ist unbewohnt, nur eine spärlich befahrene Landstraße führt an einem Ufer entlang. Es herrscht Linksverkehr, die Autofahrer können also kein Auge auf die Seeoberfläche werfen um Nessie (ein Ungeheuer, das die gleiche Farbe hat wie das Seewasser) zu entdecken. Ich bin überzeugt, dass es Nessie nicht gibt, auch wenn man in einem Touristengeschäft die Nachbildung in Plüsch kaufen kann.

Morgen geht es vielleicht weiter. Wir warten noch auf ein Expresspaket aus Deutschland. Unser Stecker für den Landanschluss ist durchgebrannt. Seit das UK nicht mehr in der EU ist, sind die Zollformalitäten auch den dafür zuständigen Sachbearbeitern unbekannt. Express dauert deshalb eher länger (und man ist froh, wenn es überhaupt ankommt).

Dressed for Michelin Restaurant