Fast endlich

Seit dem ersten Mai sind wir wieder auf bzw. bei der Saphir. Und trotz aller Vorbereitungen sind wir immer noch nicht losgesegelt nach Kanada. Alles war von langer Hand geplant, alle Reparaturen, Services und Neuinstallationen hatten wir im Oktober letzten Jahres bis ins Detail mit der Werft „South Port Marine“ in Portland/Maine abgestimmt und in Auftrag gegeben. Alles sollte zum Mitte April erledigt sein, sodass nach unserer Ankunft nur noch das Schiff aus der Halle zu transportieren war, Antifouling zu streichen und den Mast zu stellen.

Noch Mitte Januar hatte ich in einer Email darum gebeten zeitig mit den Arbeiten zu beginnen und vor allem Teile rechtzeitig zu bestellen. Corona und der Shut down in China, später auch noch der Krieg in der Ukraine hatten auch Einfluss auf die Lieferketten für Teile die die Seeschifffahrt betreffen. Die Rückmeldung war: alles läuft nach Zeitplan.

Die Werft aber hatte tatsächlich Personalprobleme, Techniker hatten gekündigt, neues Personal war schwierig zu bekommen. Daher war leider vieles liegengeblieben und wegen des Personalmangels konnten die Arbeiten auch nach unserer Ankunft nicht so schnell durchgeführt werden. Außerdem war das Projektmanagement völlig chaotisch. Man konnte sich auf nichts verlassen. Nicht mal kurzfristige Zeitzusagen wurden eingehalten. Fragte man vor dem Lunch ob jemand kommt, dann hieß es gleich nach der Mittagspause kommt jemand. Derjenige kam dann doch nicht oder erst gegen 16 Uhr. Um 17 Uhr ist Feierabend.

Wollten wir ursprünglich 3 Nächte im Hotel verbringen sind nun 9 Nächte daraus geworden. Übrigens haben die Hotels hier einen tollen Einspartrick gefunden. Corona-bedingt gibt es keinen Roomservice mehr, also macht man sein Bett selbst und stellt sicher, dass genügend Klopapier im Zimmer ist. Die Raten sind gleich teuer(!) geblieben, das Servicepersonal aber gekürzt und ohne Lohn.

Dann endlich konnten wir die Saphir ins Wasser bringen. Aber auch die Restarbeiten zogen sich noch in die Länge – bis heute am 18. Mai.

Nun liegen wir am Steg und die Saphir ist hoffentlich bestens auf ihre Reise in den kalten Norden vorbereitet. Wir haben ein neues Kuttersegel auf einer Furling, das wir bei Sturm aus dem Cockpit heraus bedienen können, ein neues 400W Solarpanel, einen neuen Gori-Propeller mit einem Rope cutter (verhindert, dass sich Leinen im Propeller verfangen und diesen funktionsuntüchtig machen), zwei neue Servicebatterien und eine neue Radaranlage (die bisherige war nicht mehr zu reparieren, alle Elektroanschlüsse waren korrodiert. Außerdem bekam die Hauptmaschine noch einen ganz großen Service: Reinigung des Wärmetauschers und einen neuen Turbo.

Letzten Sonntag waren wir bei perfektem Wetter draußen und haben alle Segel ausprobiert.

Die Saphir wurde am 5. Mai acht Jahre alt und wir sind bald 30.000 Meilen (x1.8=km) mit ihr gesegelt.

Am Freitag scheinen die Wind günstig und wir können hoffentlich, endlich!, lossegeln. Zunächst nach Lunenburg und Halifax in Nova Scotia und dann immer weiter nach Norden.

Übrigens I: Als ich neulich im Baumarkt war um unsere Gasflaschen füllen zu lassen kam ich mit der Kassiererin ins Gespräch über die hohen Preise für Gas (Füllung von 3 Flaschen für 10 Dollar) und Benzin. Sie sagte, dass zur Zeit wahnsinnig viele Akkurasenmäher verkauft werden, weil die Gartenbesitzer nicht so viel Geld für ihre Benzinmäher ausgeben können.

Übrigens II: Viele Motorjachtbesitzer bewegen ihre Jachten nur noch ungern. Einer hier hatte Benzinkosten für die Strecke Miami – Portland über 65.000 Dollar. Da ist Segeln doch noch ganz preiswert….

3 Gedanken zu “Fast endlich

  1. Isabel Trautwein

    Toll geschrieben! Ja, also, dann, VIEL GLÜCK für Freitag!!!!!!!!!!

  2. Roland Bosch

    Ihr Lieben, Wie schön von Euch zu lesen und klasse, dass es dann nun endlich losgeht! Ich wünsche Euch einen guten Start. An fehlender Ausrüstung dürfte es ja nicht scheitern … Wir genießen den Mai hier. Spargel und Erdbeeren, ausführliche Geburtstagsfeiern, WE in Jena, verlängertes WE in London, Pfingsten in Prag und danach ein kulinarisches WE in Paris:-) Sommer dann Costa Rica. Gibt dann ja viel zu erzählen, wenn wir uns im Spätherbst um die große Flasche kümmern! Eine gute Fahrt! Roland

    >

  3. Schön zu lesen dass Ihr jetzt (trotz Anlaufschwierigkeiten) startet. Wir drücken Euch die Daumen für diesen spannenden, fordernden und faszinierenden Törn.
    Ganz liebe Grüße,
    Wiebke & Ralf

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