Ok, der Titel verspricht vielleicht mehr als er am Ende halten wird. Die erste Segelwoche auf der Saphir glich tatsächlich ein wenig einer Flucht. In kurzer Zeit sind wir die Strecke von Trinidad nach St. Lucia gesegelt, mehr als 400 Seemeilen. Jeden Abend schnell vor Anker, eine kurze Nacht und dann sehr früh wieder los. Das ging nicht immer gut und war insgesamt ziemlich anstrengend. Wir hatten Wind aus Osten mit 16-24 Knoten und dazu eine gute Welle. Über lange Strecken lagen wir hoch am Wind mit über 30° Krängung auf der Seite. Selbst Pinkeln wird dann zu einer ausgewachsenen Bergtour – von Essen ganz zu schweigen. Die See kam oft vorne über und auch unser Süllbord war über lange Distanzen immer unter Wasser.
Bei der Einfahrt zum Ankerplatz in Grenada hatten wir dann morgens um 3 Uhr noch einen kleinen selbstverschuldeten Unfall. Nach einem langen harten Segeltag, der eigentlich erst um 4 Uhr morgens zu Ende war sind wir in einer Untiefe auf Grund gelaufen. Es war ein ziemlich harter Schlag gegen den Bleikiel und dann neigte sich die Saphir bis fast zum Cockpitrand zur Seite. Das ging zweimal kurz hintereinander, dann kamen wir Gottseidank wieder frei. Beim Abtauchen des Kiels am nächsten Morgen konnten wir die Schäden begutachten. Der wunderbar neu gestrichene Kiel hat nun vorne eine satte Beule und ist seitlich an der Bombe ziemlich verkratzt. Aber Hallberg-Rassy riet uns einfach nichts zu machen und die Beulen beim nächsten Lift auszubessern. Also sind wir nochmals mit einem blauen Auge davongekommen.
Die Woche davor war geprägt von reichlich vielen Vorbereitungsarbeiten. Die Saphir war 10 Monate auf dem Trockenen. Da sammelt sich einiges an. Gut war, das es keinen Schimmel im Innern gab. Die neuen Sonnenkollektoren (200 W) sind installiert und leisten nun beste Dienste, unser Watt & Sea Hydrogenerator hat einen neuen Pin und funktioniert ebenso tadellos (eigentlich nun zum ersten Mal seit seinem Einbau in Gibraltar). Die Saphir ist top gereinigt, der Rumpf ist poliert, das Teak sauber und schön, alles Edelstahl blank geputzt. Sie hat ein neues Antifouling und neue Opferanoden aus Zink bekommen und ein Bugspriet für das neue Leichtwindsegel wurde installiert (Blue Water Runner von Elvström). Dieses Vorwindsegel hat über 160 qm Fläche. Aber wir konnten es bisher noch nicht ausprobieren, weil derzeit Amwindsegeln angesagt ist.
Seit Trinidad segelt die Saphir unter Schweizer Flagge. Das wird ihr in einigen Ländern das Leben erleichtern. Dazu mussten alle elektronischen Geräte neu programmiert werden, denn mit der Umflaggung änderte sich auch unsere Kennung (HBY5333) sowie unsere MMSI (269 112 820). Mit der MMSI kann man uns auf MarineTraffic finden.
Heute nun gibt es den ersten entspannten Tag in einer wunderschönen Bucht auf Barbuda. Feinster weißer kilometerlanger Sandstrand und türkisblaues Wasser, ganz so wie man sich die Karibik vorstellt.
Vielleicht schaut ja Captain Sparrow zum Sundowner vorbei. Er wäre willkommen.
Ach, und dann hätten wir die Saphir fast versenkt – mit Süßwasser, wie damals in Málaga (siehe Blog). Bei Füllen der beiden Frischwassertanks am Dock in Trinidad ist uns ein kleines Malheur passiert. Wir hatten den oberen Tank inspiziert und dann vergessen den Stöpsel wieder aufzustecken. Beim Wassertanken lief, als auch der obere Tank voll war, nun der gesamt Überlauf direkt in die Bilge. Wir haben das erst gemerkt als wir wahrscheinlich gut 400 Liter Wasser mehr im Schiff hatten als in die Tanks passt. Das gab mal Gelegenheit die große Notpumpe in der Bilge zu testen. Jetzt haben wir die Gewissheit, dass sie wirklich einiges leisten kann – und hoffen, dass wir sie trotzdem niemals wieder brauchen werden.